Reus geht zum BVB
Marco Reus wird am Ende der Saison von Borussia Mönchengladbach nach Dortmund wechseln. Ein Wechsel von Marco Reus hatte sich bereits in der letzten Saison angedeutet und nach den überragenden Leistungen des Mittelfeldspielers in der Hinrunde dieser Saison ist das Interesse der anderen Vereine nur größer geworden. Der Spieler hatte zwar noch einen Vertrag bei den Gladbachern bis 2015, der jedoch eine Ausstiegsklausel für eine Ablösesumme von 17,5 Millionen Euro enthielt, die in diesem Fall dann wohl auch bezahlt worden ist.
Letztlich könnte man sagen, bei Borussia Dortmund bleibt Reus wenigstens ein Borusse und immerhin wechselt er nicht zu den Münchner Bayern, die bei vielen in dem Ruf stehen, jeden hoffnungsvollen Nachwuchsspieler aufzukaufen, und das allein schon, um ihn dem Konkurrenten zu entziehen (und dann zu verheizen, wie im Falle von Lukas Podolski und Jan Schlaudraff).
Dennoch kann ich den Wechsel nicht begrüßen. Natürlich steht es jedem Spieler frei, sich bei seiner Vereinswahl nach seinen persönlichen finanziellen und sportlichen Interessen zu orientieren. Aber ich verstehe diese Motivation oft nicht. Denn zum einen denke ich, dass auch für einen Fussballprofi das persönliche und wohnliche Umfeld wichtig sein wird. Zum anderen wäre im meinen Leben vielleicht irgendwann eine finanzielle Sättigung erreicht. Zumindest kann ich nicht nachvollziehen, allein wegen eines besseren Gehalts meinen Arbeitsplatz zu wechseln, wenn die bisherigen Bedingungen bereits gut sind. Und sportlich ist Jürgen Klopp natürlich eine Hausnummer im Trainergeschäft, aber Favre war ja bislang offensichtlich und auch nach Reus’ eigener Aussage nicht der schlechteste Trainer. Außerdem ist der Wechsel zum Championsleague-Aspiranten in Dortmund zwar eine Überlegung wert, andererseits sind die Chancen für das internationale Geschäft ja auch in Gladbach nicht schlecht.
Schade finde ich auch, dass die Spieler, anders als die meisten Fans, anscheinend nur eine temporäre Identifikation mit einem Verein aufbauen. Es ist eben ein Profi-Geschäft und sicherlich ist es für jeden Fan auch spannend, sich jede Saison über neue Spieler zu freuen oder alten Helden hinterherzutrauern. Allerdings zementiert die Wechselbörse auch meistens die Spitzenpositionen der bisherigen Spitzenreiter, während ein Ausbildungsverein wie der SC Freiburg regelmäßig die Früchte seiner Scouting- und Nachwuchsarbeit verliert. Sicherlich ist diese Zementierung kein Selbstgänger und die Leistung von Bayern München, über Jahrzehnte den Platzhirsch der Bundesliga zu geben, ist auf jeden Fall eine Leistung, die in ihrer Konstanz von jedem anderen deutschen Verein unerreicht ist. Jedoch zeigt der 1.FC Nürnberg in dieser Saison auch nachdrücklich, wie schnell dieser Spielerausverkauf zu einem massiven Leistungseinbruch führt, weil man eine funktionierende Mannschaft nicht einfach so ersetzen kann. Ein Schicksal, das auch den Gladbachern in der nächsten Saison droht.
Ich verstehe nicht, was die Vereine hindert, Spieler intensiver zu halten und nachhaltiger an sich zu binden. Etwa in dem man auf unbekanntere Spieler setzt und diese ohne Ausstiegsklauseln mit langfristigen Verträgen an sich bindet. Und sie nicht ohne Not für eine (meist nur kurzfristige) Geldspritze weiterverkauft.
Nachtrag (18:47 Uhr):
Bei Marco Reus waren vielleicht auch gerade die persönlichen Gründe mitverantwortlich für den Wechsel:
“Neben sportlichen Gründen dürften auch familiäre zur Entscheidung beigetragen haben. Er selbst ist gebürtiger Dortmunder, seine Familie lebt dort, genauso wie seine Freundin. Reus spielte bereits in der Jugend bis 2006 beim BVB, ehe es ihn zu Rot Weiss Ahlen zog. Von dort wechselte er 2009 weiter zu Gladbach.”