Bellen und beißen
Fussballtrainer ist ein kurzlebiges Geschäft und die meisten Trainer verlassen ihren Verein spätestens nach zwei Jahren, ohne dort sonderlich Spuren zu hinterlassen. Damit ein Trainer es mal länger schafft, braucht es entweder ein langfristig denkenden Verein oder eben frühen Erfolg. Doch das ist es nicht allein, denn ein Trainer kann zugleich auch eine Identifikationsfigur sein, die der Mannschaft nicht nur bei der sportlichen Weiterentwicklung hilft, sondern ihm auch Image verschafft, wie ein zusätzlicher Star in der Mannschaft. Und dieses Image trägt meist über die Anhängerschaft ihres Vereins hinaus.
Die vier Trainertypen, die mich am meisten faszinieren sind für mich Jürgen Klopp von Dortmund, Torsten Lieberknecht von Braunschweig, Thomas Tuchel von Mainz, Christian Streich von Freiburg und mit Abstrichen Armin Veh von Frankfurt. Allesamt sind sie im Rahmen der Möglichkeiten ihres Vereins recht erfolgreich. Aber der Hauptgrund für ihr gutes Image ist ihre Persönlichkeit. Anders als die meisten anderen Trainer zeigen diese in meinen Augen häufiger ihre menschliche Seite und nicht zuletzt haben sie in Interviews und auf Pressekonferenzen etwas zu sagen, was nicht nach einem Auszug aus dem Spielberichtsbogen klingt.
Die Emotionalität hat aber auch eine Kehrseite. Da ist Torsten Lieberknecht, der am Anfang der Saison emotional auseinanderzubrechen droht, Jürgen Klopp, dessen Ausraster am Spielfeldrand immer wieder spektakuläre Bilder liefern, die Jugendtrainern die Arbeit schwer machen und Jürgen Streich, der wie ein Rumpelstilzchen in seiner Coachingzone umhertobt und dabei nach dem Spiel ganz ruhig geblieben sein will. Diese Kehrseite gehört zu den Trainern dazu, denn sie ist Teil ihrer Persönlichkeit und Teil ihrer Authenzität.
Dass sie dabei allerdings darüber hinaus einen schlechten Charakter haben, glaube ich nicht, eben weil mir diese Trainer, auch wenn ich sie nicht unbedingt als Freund haben wollte, von Grund auf sympathisch sind. Insofern hoffe ich darauf, dass die jüngsten Äußerungen von Nürnbergs Trainer Gertjan Verbeek nicht der Wahrheit entsprechen. Maßlos übertrieben erscheinen sie allemal, denn Fussball und speziell der Abstiegskampf ist kein Basteln an an der Waldorfschule. Ohne, dass ich es genauer weiß, was vorgefallen ist, halte ich Verbeeks Einlassungen für die verbale Entgleisung, die sein Ansehen und damit auch das seiner Mannschaft bei mir hat sinken lassen. Das ist sicher zum Teil Parteilichkeit, die als Fussballfan dazu gehöen darf. Allerdings zeigt nicht zuletzt das Beispiel Uli Hoeneß (der nie mein Favorit war), dass man seine Idole auch immer mal wieder kritisch hinterfragen muss.
Nachtrag (21:45 Uhr): Allerdings sieht es in sowohl beim Benehmen der Trainer als auch dem Verhalten der Fans danach aus, als wäre Nürnberg ein schlechter und unsympathischer Verlierer.