Freemium – ein gutes Geschäft?

Freemiumspiele sind solche Spiele, die für den Spieler zunächst kostenlos sind, in denen er aber für bestimmte Zusatzinhalte Geld bezahlen muss. In den letzten beiden Artikeln habe ich mit “Loadout” und “Hearthstone” zwei Freemiumspiele vorgestellt. Daneben gibt es natürlich noch zahlreiche weitere, insbesondere auch im Browserspielbereich, wo man keinem Netzwerk beitreten muss und keine zusätzlichen Programme installieren.

Allgemeine Bekanntheit hat das Freemium-Modell wohl spätestens durch die zahlreichen Spielchen innerhalb des sozialen Netzwerks Facebook erlangt, mit denen insbesondere die Softwareschmiede Zynga rasch groß geworden ist. Ganz offensichtlich scheint sich das teilweise Verschenken von Spielen für die Firmen also zu lohnen. Allerdings kann das Konzept auch für die Spieler von Vorteil sein. Je nachdem, wie die genauen Bedingungen gesetzt sind, kann es sich beim Freemium-Modell um eine Win-Win-Situation handeln.

Zahlende Spieler profitieren davon, dass sie nur für die Zusatzinhalte bezahlen, die sie wirklich haben wollen und im Idealfall billiger wegkommen als bei einem kostenpflichtigen Komplettpaket. Von den zahlenden Spielern profitieren dann natürlich auch die Hersteller. Sie profitieren aber auch von den Spielern, die gar nicht zahlen wollen, weil diese Spieler die notwendige kritische Masse erzeugen, die das Spiel für alle spielenswert machen. Diese sind nicht nur kostenlose Spielpartner für die zahlende Kundschaft, sondern machen idealerweise auch Werbung und sorgen so für die weitere Verbreitung des Spiels. Wenn das Spiel Teil eines Spielenetzwerks sind, erhält dieses zudem noch neue Einstiegskandidaten und kann gegebenfalls zusätzliche Inhalte verkaufen und Nutzerdaten erheben.

Wichtig für die Hersteller ist dabei die Balance zwischen zahlenden und nichtzahlenden Kunden. Wenn sie den Zahlungsdruck zu stark ansetzen, springen die nichtzahlenden Kunden irgendwann ab. Wenn es keinen Zahlensdruck gibt, sind die Einnahmen pro Spieler zu gering. Dafür sind die oben genannten Spiele gute Beispiele. “Loadout” verzichtig fast vollständig auf den kostenpflichtigen Erwerb von spielwerten Vorteilen und alle Zusatzelemente müssen von allen Spielern prinzipiell erspielt werden und können nicht für Geld gekauft werden. Lediglich eine kleine Beschleunigung des Erwerbs kann im Shop erworben werden, aber das Hauptaugenmerk liegt auf dem Verkauf von Skins, die das Aussehen der Spielfiguren verändern ohne ihre Spielwerte dabei zu verbessern. “Hearthstone” dagegen setzt auf den Verkauf von virtuellen Spielkarten, die sowohl für echtes Geld als auch für Spielerfolge erworben werden können. Letzeres ist teilweise allerdings anstrengend und im normalen Spiel schwer zu schaffen. Für ein neues Kartenpaket muss man 30 Siege erreichen, was insbesondere mit den schlechten Einsteigerkarten schnell zehn Stunden Spielzeit und mehr erfordert. Aufgelockert wird dieses Prinzip darum durch “Tages-Questen”, bei denen man zusätzlich virtuelles Geld für neue Karten erlangen kann. Alles in Allem müssen nicht-zahlende Spieler aber akzeptieren, den zahlenden Kunden tendenziell unterlegen zu sein. Hier ist gutes Balancing des Herstellers notwendig, um den Zahlungsdruck aufrecht zu erhalten ohne zugleich die nichtzahlenden Spieler zu demotivieren.

So positiv das Freemium-Modell klingt, hat es jedoch auch prinzipbedingte Nachteile. Insbesondere muss es versuchen, seine Kunden langfristig zu binden, da es nicht durch den einmaligen Verkauf eines Produkts finanziert wird. Tendenziell sind Freemium-Spiele dadurch nicht nur einfach und massentauglich aufgebaut, sondern haben oft auch suchtfördernde Spielelemente, die auf das Prinzip von Sammeln und fortwährenden Belohnungen aufbauen. Dies führt nicht nur dazu, dass Fremiumspiele viel Spielzeit benötigen, indem man immer “noch ein bisschen” spielt. Es besteht zusätzlich auch immer die Gefahr, dass einzelne Spieler dem Spiel so sehr verfallen, dass sie nach und nach recht große Summen für den Spielfortschritt investieren, die häufig nicht mehr in einem gesunden Verhältnis zum Spielerlebnis stehen. Dies wird häufig auch dadurch gefördert, dass die Kaufhandlungen sich oftmals aus vielen kleinen Käufen addieren und viele Freemium-Spiele die wahren Kosten durch eine zwischengeschaltete virtuelle Währung verschleiern.

Insgesamt sind Freemium-Spiele also eine interessante Entwicklung, die sich vermutlich noch weiter verbreiten wird. Wie bei jeder Entwicklung gibt es dabei Vorteile und Nachteile und es kommt wie bei jedem anderen Produkt auch auf die konkrete Umsetzung an, ob sich Freemium-Spiele für den Kunden (und auch für den Hersteller) lohnen.

 

You may also like...