Hearthstone: nicht ganz so schweren Herzens

Gestern habe ich meine erste legendäre Karte bei “Hearthstone” gekauft. Ich habe mich für “Ragnaros” entscheiden, eine 8/8 Kreatur, die zwar nicht angreifen kann, aber jede Runde acht Schadenspunkte zufügt. Diese Karte fand ich in meiner Anfangszeit immer die nervigste Legende, wenn sie gegen mich eingesetzt wurde. Und nun ist sie endlich mein – und wird künftig ein glückliches Leben als Karteileiche im Hearthstone-Reich führen. Denn ich habe beschlossen, Hearthstone nicht mehr zu spielen.

Nach etwa einem halben Jahr muss ich einsehen, dass der Progress für mich als Casual und Freemium-Spieler viel zu langsam ist, um genug gute Karten zu sammeln, dass man wettbewerbsfähig ist. Selbst, wenn ich intensiver gespielt hätte, hätte ich im Freemium-Modell grob überschlagen zwei Monate lang die täglichen Questen lösen müssen, um eine legendäre Karte zu erwerben. Dass Blizzard als Betreiber des Spiels versucht, Ingame-Käufe zu befördern ist durchaus nachvollziehbar. Aber abgesehen davon, dass ich prinzipiell keine derartigen Käufe tätigen will, ist das Pay-To-Win-Modell in meinen Augen einfach unverschämt teuer. Selbst die 60 Kartenpakete, die man für 62,99 Euro erwerben kann, reichen bei Weitem nicht aus, um einen umfassenden Kartenvorrat zu erlangen. Umgekehrt bekommt man für das Geld problemlos zwei vollwertige und vollständig bezahlte Spiele mit vollständigem Content.

Die obige Tatsache zeichnet sich allerdings frühzeitig ab, so dass man sich durchaus eine Weile in sein Schicksal ergeben kann und in den unteren Rängen des Rankingsystems sein Dasein fristen kann. Was allerdings erschwerend hinzu kommt, ist dass Blizzard das Balancing nicht so gut im Griff hat, wie es bei Trading-Card-Games notwendig ist. Insbesondere das Update-Kartenset “Goblins gegen Gnome” hat das Spielgleichgewicht derart verschoben, dass bis auf wenige Ausnahmen, eigentlich nur noch agressive Midsize-Kreaturen-Decks erfolgversprechend sind. In den Decks der Gegner findet man darum auch mehr und mehr die immer gleichen Karten und Angriffsmuster. Bedauerlicherweise kann man diese Strategie nicht mal dann sinnvoll kontern, wenn man weiß, was einen erwartet. Man kann dazu lediglich die gleiche Strategie spielen und darauf setzen, dass man den Hauch besser und schneller ist.

Insgesamt ist Hearthstone damit eigentlich ein komplett ungeeignetes Spiel. Einsteiger ohne großartige strategische Fähigkeiten, werden ohne den Erwerb von Kartenpower kein Bein an Deck bekommen. Für den dauerhaften Spielspaß ist das Spiel dagegen zu einseitig und zu wenig ausbalanciert. Was natürlich immer zieht, ist die Entwicklung, die man durch immer neue Karten durchmacht – doch die ist bei Hearthstone um Welten zu langsam. Bestehen bleiben wird das Spiel wohl dennoch. Schon allein, wenn ich bedenke, wie oft ich selbst in den unteren Rängen von “Ragnaros” und ihren legendären und epischen Konsorten chancenlos niedergemacht wurde. Da unter diesen zahlreichen Gegnern selten einer war mit dem “Gold”-Status von 500 gewonnenen Spielen, würde mich interessieren, wieviel Taschengeld da bereits virtualisiert worden ist.

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