Quatsch

In seiner Kolumne bei SPON schreibt Sascha Lobo Quatsch sei systemrelevant für das Internet. Nur eine größere Menge von Quatsch bewege die Menschen ins Internet und schaffe damit die Grundlage digitaler Kommunikation und die Notwendigkeit, in geeignete Infrastruktur zu investieren.

Wie fast immer hat Sascha Lobo einen naheliegenden, doch nicht ganz dummen Gedanken aufgegriffen und andiskutiert, ohne ihn auch nur in Ansätzen zu Ende zu denken. Das ist auch in Ordnung so, denn soweit ich das verstehe, dient sein Artikel lediglich zum Denkanstoß. Und insofern werde ich diesen aufgreifen und ein paar eigene Denkanstöße hinzufügen.

Das Hauptproblem ist meiner Meinung nach, dass Lobo nicht in Kommunikationsintentionen trennt. Es gibt viele Menschen, die ins Internet gehen, um sich zu unterhalten oder um unterhalten zu werden. Diese freuen sich über Lol-Katzen und Videos, in denen ein Mann im Hühnerkostüm gegen einen Baum rennt. Umgekehrt gibt es die ernsthaften Menschen, die das Internet rein “ernsthaft” benutzen: Wikipedia, Nachrichten und andere Informationen. Diese Formen können sich vermischen. Das Internet ist nicht nur Spaß und nicht nur Ernst.

Eigentlich jedoch redet Lobo letztlich über Ernst. Über Wirtschaft und die Tatsache, dass deutsche Internetfirmen über die Landesgrenze hinaus keine Bedeutung haben. Oder im Falle von StudiVZ und vielen anderen Fällen kaum innerhalb Deutschlands. Klar erscheint, je mehr kommuniziert wird, je mehr Interaktion es gibt, desto mehr kann aus dieser Kommunikation oder auch für diese entstehen. Jedoch gibt es gute und schlechte Kommunikation. Bei Spam-Emails werden sich fast alle Beteiligten darüber einig sein, bei Lol-Katzen ist das Geschmackssache, wo wir eben wieder bei der Kommunikationsintention wären.

Was Lobo außerdem ausspart, und das ist der zweite große Schwachpunkt in seiner Argumentation, ist der Faktor Zeit. Ein Mehr an Kommunikation führt irgendwann an Grenzen. Schon jetzt verbringen die meisten deutschen viele Stunden am Tag oder zumindest in der Woche im Internet, was nicht nur zu Lasten anderer Aktivitäten und Kommunikationsformen führt, sondern dazu, dass es sehr bald mehr Kommunikation geben kann, als konsumiert werden kann. Womit dem Nutzer wieder die Aufgabe bleibt, aus dem Informationsfluß dass herauszufiltern, was ihm wichtig erscheint. Letztlich braucht es also nicht mehr Kommunikation, sondern bessere.

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