Videobeweis im Fussball

Der Videobeweis, der mit Saisonbeginn in der Fussballbundesliga eingeführt wurde, hat sich wenig überraschend als Problem erwiesen, was sich nicht zuletzt in der umstrittenen und wohl sachlich fehlerhaften Torentscheidung im letzten Spiel zwischen Dortmund und Köln gezeigt hat. Aber auch davor gab es etliche Aufreger bei den doch recht zahlreichen Eingriffen des Videoschiedsrichters in dieser noch recht jungen Saison.

Technische Probleme und vielleicht auch unklare Kompetenzbereiche sind dabei sicherlich ärgerlich, werden sich aber vermutlich im Laufe der Zeit besser in den Griff kriegen lassen. Das Hauptproblem jedoch ist, dass die Entscheidungen des Videoschiedsrichters genauso wie die Entscheidungen des Hauptschiedsrichters stets einen, im Zweifelsfall zu großen, Wahrnehmungs- und Ermessensspielraum haben. Denn zum Einen hat der Videoschiedsrichter zwar durch Einsatz technischer Mittel und nicht zuletzt der Zeitlupe die Möglichkeit, Szenen auf besserer Grundlage zu entscheiden. Eine hundertprozentige Garantie, dass die Entscheidungen am Ende richtig sind, gibt es aber dennoch nicht. Und wenn am Ende gar eine eigentlich korrekte Schiedsrichterentscheidung aufgrund des Videoreferees wieder zurückgenommen wird, ist der Ärger um die Fehlentscheidung vermutlich gleich nochmals größer als bei einer einfachen Fehlentscheidung.

Deutlich schwieriger noch ist aber der Ermessenspielraum, der immer noch viel zu vage gehalten ist. So wird der Videoschiedsrichter leicht in dem einen Fall eingreifen und im nächsten ganz ähnlich gelagerten Fall jedoch nicht eingreifen. Dieser Ermessensspielraum führt also auch weiterhin zum Gefühl der Ungerechtigkeit und das Spiel wird dadurch auch weiterhin vielleicht etwas korrekter, aber eben doch nicht korrekt entschieden. Denn hier gibt es kein einfaches Ja-oder-Nein, wie etwa bei der ebenfalls recht neu eingeführten Torlinientechnologie.

Die Frage ist also, ob das bisschen mehr Gerechtigkeit am Ende den Aufwand lohnt. Denn der Videobeweis macht das Spiel technischer, es wird häufiger und länger unterbrochen und man hat weniger das Gefühl, bei einem Spiel live dabei zu sein, weil man stets das eventuelle Eingreifen einer äußeren Instanz befürchten muss. Hinzu kommt, dass sich mit jeder technischen Neuerung der Profifussball von seinen Wurzeln entfernt, wenn in den großen Fussballarenen am Ende ein ganz anderes Spiel mit ganz anderen Regeln gespielt wird als auf den Dorfplätzen in der Provinz.

 

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