Kein Feuer ohne Rauch

Ich hatte ja mal angedeutet, unter Umständen Sascha Lobos “Strohfeuer” zu lesen und meine Meinung dazu zu schreiben, wenn ich es getan habe. Ich habe es nun getan und finde, es hat einige gute Teile und einige schlechte und ist damit am Ende eben auch kein gutes Buch, aber auch kein schlechtes.

Glücklicherweise finden sich die wirklich schlechten Passagen am Anfang, der schlichtweg langweilig und schlecht geschrieben ist. Das beginnt mit dem ersten Satz: “Im Spätsommer 1999 wartete ich auf das Fin-de-siecle-Gefühl, von dem ich gelesen hatte.” Ich hatte schon da so wenig Lust “Fin-de-siecle” bei Wikipedia nachzuschlagen, was Sascha Lobo dem Leser meiner Meinung nach zugedacht hat, wie ich jetzt Lust habe, lange nach dem richtigen “e” in “siecle” auf der Tastatur zu suchen. Es wirkte alles zu gewollt und nicht gekonnt. Satzkonstrukte wie “Am nächsten morgen war Herbst. Als ich aus dem Haus ging, konnte ich meinen Atem sehen.” oder “Wir gerieten ins Vögeln.” erinnerten mich mehr an Rico Beutlich und ich war an dieser Stelle sehr dicht davor, einfach aufzuhören.

Doch in dem Moment, wo der Held der Geschichte in die Werbebranche gerät, kriegt Sascha Lobo mehr und mehr die Kurve. Man hat den Eindruck, dass er weiß, wovon er redet und Personen wie den Thorsten scheint er sich nicht komplett ausgedacht haben zu müssen. Diese eigentliche Hauptpassage läuft dann weitgehend reibungslos durch wie eine Fernsehdokumentation über die Werbebranche. Nicht langweilig, aber auch nicht wirklich spannend. Insgesamt sind die Entwicklungen zu sprunghaft, um einen wirklichen roten Faden zu erzeugen. Positiv könnte man sagen, Sascha Lobo beschreibt so anschaulich die keinem rationalen Plan folgende Entwicklung einer Boombranche kurz vor dem Platzen der Blase.

Wer das Buch also bereits besitzt, kann es (außer zu Beginn) ohne Schmerzen lesen, muss es aber nicht. Ich würde das Buch vielleicht am ehesten in eine Ecke, aber eine Regalreihe tiefer, mit denen von Tommy Jaud stellen, den ich auch nicht empfehlen würde. Da letzterer immerhin ständig irgendwelche Verkaufs-Charts anführt, kann wer mag meine Vermutung “Leser, die Tommy Jaud mögen, mögen auch Sascha Lobo” natürlich auch als Kompliment verstehen.

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